Ein warmes Bad nach einem langen Arbeitstag, eine erfrischende Dusche am Morgen – warmes Wasser ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Doch was viele Verbraucher:innen nicht wissen: In den Wasserleitungen ihrer Häuser können sich unsichtbare Gefahren verbergen. Legionellen sind gefährliche Bakterien, die sich besonders in warmem Trinkwasser vermehren und schwere Erkrankungen verursachen können. Diese Mikroorganismen treten nicht erst in modernen Installationen auf, sondern begleiten uns bereits seit Jahrzehnten. Was jedoch alarmierend ist: Viele Hausbesitzer:innen sowie Vermieter:innen sind sich der Risiken nicht bewusst und versäumen wichtige Präventionsmaßnahmen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie den Gefahren entsprechend vorbeugen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Legionellen sind Bakterien, die sich in warmem Trinkwasser zwischen 25 °C und 45 °C optimal vermehren.
- Diese Bakterien können die gefährliche Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber auslösen.
- Stagnation in Leitungen und unzureichende Trinkwassererwärmung begünstigen das Bakterienwachstum.
- Regelmäßige Untersuchungen und thermische Desinfektionen ab 60 °C sind wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen.
Was sind Legionellen und wie gefährlich sind sie?
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die natürlicherweise in geringen Mengen in Oberflächengewässern vorkommen. Problematisch wird ihr Vorkommen jedoch in künstlichen Wassersystemen, wo sie sich bei optimalen Bedingungen explosionsartig vermehren können. Diese Mikroorganismen gehören zur Familie der Legionellaceae und umfassen über 60 verschiedene Arten, wobei Legionella pneumophila die medizinisch bedeutsamste darstellt.
Die Gefahr für die menschliche Gesundheit entsteht durch die Übertragung über Aerosole – winzige Wassertröpfchen, die beim Duschen, Baden oder durch Klimaanlagen eingeatmet werden. Besonders immungeschwächte Personen, ältere Menschen sowie Raucher:innen sind gefährdet.
Die Bakterien können zwei Haupt-Erkrankungen verursachen. Die Legionärskrankheit ist eine schwere Form der Lungenentzündung mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 15 Prozent. Symptome umfassen hohes Fieber, Schüttelfrost, Husten und Atemnot. Das Pontiac-Fieber verläuft milder, ähnelt einer Grippe und heilt meist ohne spezifische Behandlung aus. Beide Formen der Legionellose erfordern jedoch medizinische Behandlung und können unbehandelt schwerwiegende Folgen haben.
Wie gelangen Legionellen ins Trinkwasser?
Die Entstehung problematischer Legionellenkonzentrationen in Trinkwasserinstallationen ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Faktoren begünstigt wird. Der wichtigste Faktor ist die optimale Temperatur für das Bakterienwachstum zwischen 25 °C und 45 °C. In diesem Temperaturbereich finden Legionellen ideale Bedingungen zur Vermehrung vor.
Stagnation in den Wasserleitungen spielt eine entscheidende Rolle bei der Bakterienvermehrung. Wenn Wasser längere Zeit in den Rohren steht, ohne dass ein regelmäßiger Austausch stattfindet, können sich die Bakterien ungehindert ausbreiten. Dies geschieht häufig in wenig genutzten Leitungsabschnitten, leer stehenden Gebäuden oder während längerer Abwesenheit der Bewohner:innen.
Weitere Risikofaktoren umfassen:
- Unzureichend erhitzte Warmwassersysteme unter 60 °C
- Veraltete oder korrodierte Rohrleitungen mit Biofilmbildung
- Falsch dimensionierte Speicher und Leitungssysteme
- Mangelhafte Wartung der Trinkwasserinstallationen
Biofilme in den Rohrleitungen bieten den Bakterien zusätzlichen Schutz und Nährstoffe. Diese schleimigen Beläge entstehen durch das Zusammenspiel verschiedener Mikroorganismen und erschweren die effektive Desinfektion erheblich. Alte Installationen mit rauen Oberflächen oder Korrosionsschäden begünstigen die Biofilmbildung und schaffen ideale Lebensräume für Legionellen.
Wie lassen sich Legionellen nachweisen?
Der sichere Nachweis von Legionellen im Trinkwasser erfordert professionelle Laboruntersuchungen, da die Bakterien mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Eine Wasseranalyse durch spezialisierte Labore ist der einzige zuverlässige Weg, um eine Legionellenbelastung festzustellen und deren Konzentration zu bestimmen.
Die Untersuchung erfolgt durch die Entnahme von Wasserproben an verschiedenen Stellen der Trinkwasserinstallation. Dabei werden sowohl das warme als auch das kalte Wasser untersucht, um ein vollständiges Bild der bakteriellen Belastung zu erhalten. Die Probenahme muss nach strengen hygienischen Vorgaben erfolgen, um Verfälschungen der Ergebnisse zu vermeiden.
Gesetzliche Vorgaben verpflichten Vermieter:innen sowie Betreiber:innen größerer Trinkwasserinstallationen zu regelmäßigen Legionellenuntersuchungen. Die Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass Anlagen mit einem Speichervolumen von mehr als 400 Litern oder Rohrleitungen mit einem Inhalt von mehr als drei Litern zwischen Speicher und Entnahmestelle jährlich untersucht werden müssen.
Für Einfamilienhäuser besteht zwar keine gesetzliche Untersuchungspflicht, dennoch wird eine regelmäßige Kontrolle empfohlen, insbesondere bei längerer Abwesenheit oder nach Wartungsarbeiten. Die Kosten für eine professionelle Untersuchung sind überschaubar im Vergleich zu den möglichen gesundheitlichen Folgen einer Infektion.
Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention
Die wirksamste Methode zur Bekämpfung von Legionellen ist die thermische Desinfektion. Dabei wird das Wasser auf Temperaturen über 60 °C erhitzt, bei denen die Bakterien absterben. Diese Temperatur sollte an allen Entnahmestellen erreicht werden, um eine vollständige Abtötung zu gewährleisten. Bei diesen Temperaturen sterben Legionellen bereits nach wenigen Sekunden ab.
Die regelmäßige Wartung der Trinkwasserinstallationen ist ein weiterer Baustein der erfolgreichen Prävention. Dazu gehören die Inspektion der Rohrleitungen, die Reinigung von Speichern und die Überprüfung der Temperaturen an verschiedenen Messpunkten. Fachkundige Installateur:innen können potenzielle Schwachstellen identifizieren und beheben.
Wichtige Schritte zur Legionellenprävention umfassen:
- Regelmäßige Nutzung aller Entnahmestellen sicherstellen
- Stagnation durch Wasserwechsel vermeiden
- Professionelle Wartung und Reinigung durchführen lassen
Bei akutem Legionellenbefall sind sofortige Maßnahmen erforderlich. Neben der thermischen Desinfektion können chemische Desinfektionsverfahren zum Einsatz kommen. Die Behandlung sollte jedoch immer von Fachleuten durchgeführt werden, um eine vollständige Durchführung zu gewährleisten und Resistenzen zu vermeiden.
Die präventive Wasserhygiene beginnt bereits bei der Planung neuer Installationen. Kurze Leitungswege, angemessene Dimensionierung und die Verwendung geeigneter Materialien tragen dazu bei, das Risiko einer Legionellenvermehrung von vornherein zu minimieren.
Fazit
Legionellen im Trinkwasser stellen eine ernsthafte Gesundheitsgefahr dar, die jedoch durch gezielte Maßnahmen erfolgreich eingedämmt werden kann. Die Kombination aus regelmäßigen Untersuchungen, ordnungsgemäßer Wartung und thermischer Desinfektion bietet einen zuverlässigen Schutz vor den gefährlichen Bakterien. Verantwortliche Eigentümer:innen sowie Betreiber:innen von Trinkwasserinstallationen sollten die gesetzlichen Vorgaben ernst nehmen und präventive Maßnahmen konsequent umsetzen.
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